Interview mit unserem Radwegebeauftragten, Jürgen Rotter
SPD Diespeck: Zuerst einmal gratulieren, wir, der SPD-Ortsverein Diespeck, zu Deiner Berufung als erster Radwegebeauftragter von Diespeck. Zu Beginn eine eher persönliche Frage: Was macht für Dich der ganz persönliche Reiz des Radfahrens aus?
Jürgen Rotter: Ich genieße es so oft wie möglich mit dem Rad oder Pedelec zur Arbeit, zum Einkaufen oder zu Terminen zu fahren. Dadurch betätige ich mich mindestens zweimal täglich sportlich ohne zusätzlichen zeitlichen Aufwand und komme hellwach und ausgeglichen im Büro oder bei einem Termin an. Auch auf dem Weg nach Hause bleibt mir genügend Zeit, den Arbeitsalltag hinter mir zu lassen. Und natürlich unternehme ich in meiner Freizeit gerne auch längere Touren mit dem Rad oder Pedelec. Unsere Region, unser Diespeck, hat viel Natur und landschaftliche Reize zu bieten.
SPD Diespeck: Kann das Radfahren einen Beitrag für die Verbesserung der Lebensqualität leisten?
Jürgen Rotter: Ja, sicher! Wer regelmäßig Wege mit dem Rad oder Pedelec zurücklegt, bleibt körperlich fit, erlebt seine Umwelt mit allen Sinnen und tut gleichzeitig etwas gegen den Klimawandel.
SPD Diespeck: Du bist der erste Radbeauftragte unserer Gemeinde. Worin siehst Du Deine Aufgaben?
Jürgen Rotter: Eine der wichtigsten Aufgaben sehe ich darin, die Gemeinde Diespeck und den Landkreis mit dem Wissen und Erfahrungen zu Radverkehrsfragen zur Seite zu stehen, das ich mir über die letzten Jahre im Rahmen meines Hobbys angeeignet habe. Durch rechtzeitige Einbindung eines Radverkehrsbeauftragten ließen sich kostspielige Planungsfehler im Vorfeld vermeiden.
SPD Diespeck: Du sprichst im letzten Satz vom Radverkehrsbeauftragten. Du bist aber zum Radwegebeauftragten berufen worden. Gibt es für Dich einen Unterschied?
Jürgen Rotter: Ja, sicher! Der Begriff Radwegebeauftragter greift viel zu kurz und suggeriert, dass sich diese Person in erster Linie für bestehende und neu zu bauende Radwege einsetzen soll. Die Vorstellung, dass Radfahrer grundsätzlich auf Radwege gehören, ist längst überholt. Radverkehr wird zukünftig zu großen Teilen auf der Fahrbahn stattfinden. Zur Förderung des Radverkehrs gehört demzufolge auch eine „Entschleunigung“ des Autoverkehrs, die Schaffung geeigneter Radabstellanlagen, eine Schaffung einer besseren Infrastruktur, etc.
SPD Diespeck: Welche Erfahrungen bringst Du mit?
Jürgen Rotter: Seit nunmehr 20 Jahren fahre ich in Diespeck und in der Region fast täglich mit dem Fahrrad. Dadurch kenne ich fast alle Wege, die für den Radverkehr relevant sind. Ich kenne auch die zahlreichen Mängel und Lücken der Infrastruktur.
SPD Diespeck: In welche Richtung entwickelt sich der Verkehr im Allgemeinen und der Radverkehr im Besonderen und welche Folgen hat das für Kommunen wie Diespeck?
Jürgen Rotter: In vielen Gemeinden ist inzwischen die Erkenntnis gereift, dass das Entwicklungsziel des durchfliegenden Verkehrs im Ort ein Irrweg war. Dort, wo die Planungen die Bedürfnisse der nicht-motorisierten Verkehrsteilnehmer wieder stärker in den Vordergrund gestellt werden, haben die Gemeinden Lebensqualität zurückgewonnen. Dort ist auch eine rasante Zunahme des Radverkehrs zu beobachten. Ein großer Dank muss hier dem SPD-Bürgermeister Hans Wiefel entgegengebracht werden, der schon 2000/2001 begonnen hat, den Durchgangsverkehr mit der Umgehungsstraße aus dem Ort zu verbannen.
SPD Diespeck: Verfolgst Du konkrete Ziele in der nächsten Zukunft?
Jürgen Rotter: Ein großes Thema ist der Umbau der Bamberger Straße und die damit verbundenen Überlegungen diesen Teil Diespecks für Fahrradfahrer*innen benutzungsfreundlicher zu machen. Hier müssen die Bedürfnisse der Fahrradfahrer*innen in den Umbau dringend mit einfließen. Zentral wichtig ist für den Fahrradverkehr auch ein guter Zustand der Straßen im ganzen Ort.
SPD Diespeck: Die Kommune klagt ja immer über knappe Mittel und viele Aufgaben. Wie soll das alles finanziert werden?
Jürgen Rotter: Im Vergleich zu Investitionen für andere Verkehrsmittel bewegen sich die Beträge für den Radverkehr auf bescheidenem Niveau. Zudem gibt es viele Maßnahmen, wie das Abmarkieren von Radfahrstreifen und Schutzstreifen, sowie das Einrichten von Fahrradstraßen, die beinahe zum Nulltarif zu haben sind. Ein Radverkehrskonzept für Diespeck wäre dabei eine wichtige Hilfestellung und für die Beantragung von Fördergeldern dienlich.
Das Interview führte Robert Trabant.